Anfang 2023 wurde die Energie- und Klimakommission (EKK) ins Leben gerufen. Nach der zweiten Sitzung kristallisierte sich heraus, dass mit den erprobten Werkzeugen des Trägervereins Energiestadt rasch und zielführend eine Grundlage für die künftige Gemeindepolitik zu diesen Themen erarbeitet werden kann. Der Gemeinderat hat dem Antrag der EKK am 3. Juli 2023 zugestimmt.
Für die Projektleitung ist Michael Purtschert, stellvertretender Leiter Abteilung Bau Planung Umwelt zuständig. Der Prozess bis zur erfolgreichen Zertifizierung der Gemeinde Gränichen als Energiestadt wird durch die EKK begleitet. Als erster Schritt wurden von verschiedenen Büros Offerten eingeholt und verglichen. Der Auftrag für das Projekt Energiestadt wurde an die ENCO Energie-Consulting AG, Liestal vergeben und am 15. Dezember 2023 unter fachkundiger Leitung von Laura Pfund und Reto Rigassi eine Startsitzung durchgeführt.
Im ersten Halbjahr 2024 werden seitens Gemeinde die Grundlagen zusammengetragen und von ENCO ausgewertet. Aus der Bestandesaufnahme wird ersichtlich, wo die Gemeinde Gränichen heute bezüglich Energie- und Klimapolitik steht und welche Aktivitäten in Zukunft zu ergreifen sind, um sich kontinuierlich zu verbessern. Die Ergebnisse der Bestandesaufnahme werden dem Gemeinderat und der EKK Mitte Jahr präsentiert. Als Ziel wird der Erhalt des Labels im Jahr 2025 angestrebt.
Auf gutem Weg zum Label «Energiestadt»
Das Label Energiestadt zeichnet Gemeinden unabhängig von ihrer Grösse aus und ist das Zeichen für eine konsequente und ergebnisorientierte Energie- und Klimapolitik. Die Gemeinde hat zum Ziel, bis Ende 2025 zertifiziert zu werden und ist dem Trägerverein Energie beigetreten. Seit anfangs 2024 arbeiten die Abteilung Bau Planung Umwelt, die Energie- und Klimakommission und der Gemeinderat mit dem beauftragten Büro ENCO Energie-Consulting AG, Liestal, aktiv an einer nachhaltigen Energiezukunft im Sinne von Energieeffizienz, erneuerbaren Energien und umweltschonender Mobilität. Die Grundlagen sind nun erarbeitet und ausgewertet.
Erfreuliches Zwischenergebnis
Das Zwischenergebnis zeigt, dass bisher rund 48 % der möglichen Punkte erreicht sind. Für das Label sind mindestens 50 % der Punkte zu erfüllen. Mit Massnahmen wie Anerkennung des Netto-Null-Ziels durch Unterzeichnung der «Klima- und Energie-Charta für Städte und Gemeinden», Festlegung von Beschaffungsstandards für Papierprodukte, IT und Geräte, In-nenbeleuchtung, Reinigung, Konsumgüter (Ernährung, Textilien, Pflanzen) und Fahrzeuge sowie Festlegung von Gebäudestandards für bestehende und neue öffentliche Bauten, kann die benötigte Punktzahl seitens des Gemeinderats erhöht werden.
Seitens der Verwaltung wird die Punktzahl durch die Einführung einer Energiebuchhaltung, die Analyse von Gebäuden (GEAK), einem E-Mobilitätskonzept und weiteren Massnahmen verbessert.
Der Gemeinderat hat den Grundsatzentscheid getroffen, das Netto-Null-Ziel zu anerkennen und der «Klima- und Energie-Charta für Städte und Gemeinden» vom März 2020 ohne Annex zuzustimmen. Der Inhalt der Charta wird in die Strategie- und Legislaturziele 2026 – 2029 auf-genommen. Weitere Standards werden dem Gemeinderat nach der Prüfung durch die Energie- und Klimakommission zur Diskussion und Festlegung eingereicht.
Was beinhaltet die «Klima- und Energie-Charta für Städte und Gemeinden»?
Die «Klima- und Energie-Charta für Städte und Gemeinden» des Klima-Bündnisses Schweiz beinhaltet allgemeine Grundsätze, Ziele und Handlungsleitsätze. Weitere Informationen zum Thema sind auf der Webseite www.klimabuendnis.ch zu finden.
Im Alterszentrum Schiffländi befindet sich eine Heizzentrale, welche mit Holzhackschnitzel und Gas betrieben wird. An die Heizzentrale sind über Fernwärmeleitungen auch das Dorfzentrum Linde und die Schulgebäude, Mehrzweckhalle und Dreifachturnhalle sowie das Bahnhof- und Betriebsgebäude der AVA angeschlossen. Für das Fernwärmenetz ist die Einwohnergemeinde und für die Heizzentrale die Stiftung Alterszentrum zuständig. Beide Teile zusammen bilden den Wärmeverbund Zentrum. Da der Holzheizkessel in den nächsten Jahren ersetzt werden muss und Bedarf für den Anschluss weiterer Gebäude an die Fernwärme besteht, soll der Ausbau des Wärmeverbunds geprüft werden.
Mit der Energieplanung Wärme wird abgeklärt, welche erneuerbaren Energieträger wie Holz, Abwärme aus Industrie und Gewerbe, Fernwärme der KVA Buchs, Umweltwärme (Luft, Grundwasser, Sole) oder Biogas in der Gemeinde zur Verfügung stehen. Daraus wird eine Übersichtskarte erstellt, die aufzeigt, in welchen Gebieten die fossilen Heizsysteme (Öl und Gas) mit welcher Alternative ersetzt werden könnten. Basierend auf diesen Grundlagen kann der Gemeinderat entscheiden, ob und in welchem Umfang der Wärmeverbund Zentrum ausgebaut und neue Wärmeverbünde erstellt werden sollen. Die privaten Hauseigentümer können sich orientieren, mit welchem System sich der Heizungsersatz realisieren lässt.
Aus Synergiegründen wurde dieser Auftrag an die ENCO Energie-Consulting AG, Liestal, vergeben, welche bereits den Auftrag für das Projekt Energiestadt erhalten hat. Seitens Gemeinde wird das Projekt von Michael Purtschert, Bereichsleiter Tiefbau und der Arbeitsgruppe Wärme begleitet. Die Arbeiten werden parallel zum Projekt Energiestadt ausgeführt und fokussieren auf ein ausgewähltes Spezialthema innerhalb der Energiethematik (siehe gelber Kasten unten). Erste Ergebnisse werden im Herbst 2024 erwartet.
Energie wird oft mit elektrischer Energie, also Strom gleichgesetzt. Der grösste Teil unseres Energiebedarfs besteht aber aus thermischer Energie (Wärme) zum Heizen von Gebäuden sowie Treibstoffen für den Personen- und Güterverkehr.